Golden Bear Motel Tok

18. Juni 2015 20:17h Golden Bear Motel Tok

Null-Sieben-Hundert aufstehen und Equipment zusammenräumen. Habe die Reihenfolgen schon ziemlich ausgefeilt, damit ich die Taschen möglichst nur einmal packen muss. Dann Frühstücken und die kleinen Kläffer-Hunde der Camping-Besitzerin geben ihren Senf dazu. Eigentlich verdienen diese Tiere den Namen Hund gar nicht. Es sind eher Ratten, wobei nicht mal das sicher ist.
Um 09:30h bin ich dann losgeradelt jedoch wirklich nicht weit. 2km entfernt, ein kleiner Laden der auch Bier verkauft. Mit Alkohol fahren die hier die ganz konservative Schiene, deshalb die Idee das Etappen-Sieger-Bier schon jetzt zu kaufen. Wie ihr jetzt gleich sehen werdet war die Idee ganz phänomenal.

Ich betrete den Laden und das erste was ich höre ist ein harsches, der Kaffee steht dort bedien dich selbst. Der Typ bärtig mit einer Zigarette im Mund, ich denke mir bloss schnell wieder weg hier, doch ein Kaffee gönne ich mir jetzt. Ich setze mich und höre ein bisschen zu. Es geht um wilde Tiere und Jagd. Deshalb nenne ich den Typ und sein Frau ab jetzt Hunter and Huntress.
Die Huntress hat eine Stimme wie eine Krähe, vom übermässigen Zigarettenkonsum, denn ohne Kippe im Mund hab ich sie nie gesehen. Allmählich komme ich mit dem Hunter ins Gespräch. Er erzählt mir von seinen Jagdtouren und dem Leben in Alaska. Es hat offensichtlich zu viele Bären, weshalb jeder pro Jahr drei Schwarzbären und einen Grizzly jagen darf. Über die einheimische Bevölkerung hat er folgendes gesagt. The local alaskan is such a wasteful son of a bitch. Grob übersetzt ein verschwenderisches Arschloch. Er hat auch den Grund und Beispiele dafür genannt. Es scheint als hätten die Indianer hier in Alaska, ihre Wurzeln, ihre Art zu Leben verloren und zwar wegen dem Alkohol. Das tragischen daran ist, dass er von ganzen Generationen spricht, von den Generationen nämlich, die ihre Art zu Leben noch kannte und verstand, aber nicht an die Jungen weitergegeben haben, weil sie zu besoffen waren.
Der Hunter war ein Marine und hat nach dem Militär im Computerbusiness gearbeitet. Er hat seinen 130’000 Dollar Job aufgegeben und ist nach Alaska gekommen, weil ihn das Streben nach Geld und Status nicht glücklich gemacht hat. Wenn ich seinen Laden anschaue, ist die Aussage sehr ehrlich.
Money means nothing and I rather make a friend than a dollar.
Da ich gratis Kaffee trinken durfte soviel ich wollte und er mir morgens um 10:00h ein Bier offerierte mit der Bedingung ich müsse es hier und jetzt trinken, glaube ich auch diese Aussage. Ich verlasse den Laden um 12:30h, bin überrascht und bewegt, dass es solche Menschen gibt. Ich bin froh, dass ich abgebogen bin, keine einzige Minute war verschwendete Zeit.

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Hunter and Huntress

Danach radeln, radeln, radeln…meine längste Etappe bis jetzt und es ging nicht gerade aus. Nach 6 Stunden und 10 Minuten Fahrzeit und einer Distanz von 108km erreiche ich Tok. Sehr fertig muss ich sagen. Ich überlege gerade wo ich unterkommen soll. Auf zelten habe ich heute keine Lust mehr, da kommt ein Mann auf mich zu, wieder mit Bart und erzählt folgendes:

Er habe mich heute ein paar Mal überholt mit seinem LKW und Dr Pepper Cola ausgeliefert. Was ich da mache mit dem Fahrrad fände er ganz toll und er wolle mich zum Essen einladen. Das kann nur ein Traum sein oder? Ich checke im Motel ein, kurz die Kleider wechseln und ins Restaurant.

Der Trucker heisst Rino und arbeitet für eine kleine Firma Wilson Brohters Distributing Co Inc in Anchorage. Früher habe er Custom Fahrräder gebaut in Kalifornien, ein absoluter Traumjob. Er sei entlassen worden, als das Mountain-Bike-Business gross wurde und die Firma nicht länger überleben konnte. Er war dann Hausmann und hat seine Kinder gross gezogen, zu einer Zeit in der das nicht üblich war. Jetzt lebt er in Alaska und fährt Truck. Er sagt, er liebe das Fahren, das Abladen mache ihm ein bisschen zu schaffen er sei halt keine zwanzig mehr. Ein super Typ wie ich finde, positiv und sehr weltoffen.

Nach dem Essen bleibt nur noch eins zu tun. SCHLAFEN!

3 Kommentare zu „Golden Bear Motel Tok“

  1. Hallo Remo,super Bericht ūber deine Abenteuerreise
    mit tollen Fotos. Mach weiter so geniesse jeden Kilometer in vollen Zūgen auch wenn es hin und wieder hart ist. Liebe Grūsse aus Kriens.

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  2. Wow Remo! Ich konnte mir heute das erste Mal Zeit nehmen, um in deinem Blog zu lesen!
    Unglaublich, was da Abenteurer Otte alles erlebt. Genau deine Erlebnisse und die vielen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen machen das Reisen aus. Erfahrungen, die dir niemand nehmen kann und dein Leben enorm bereichern!
    Davon wirst du uns noch im Altersheim erzählen;)
    Machs gut du alter Krieger und denke daran…. der Weg ist das Ziel.
    Herzlichst Chantal

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  3. Geilä siech otti😜
    Hesch ja scho vilel erläbt und vorallen viel igladä wordä was da ir schwitz mit sicherhei nie passiert wär…
    Viel spass uf dinärä fahrt✌️

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