25. Juni 2015 22:00h Whitehorse Robert Service Campground
Gut ein paar Dinge muss ich in Haines Junction noch besorgen. Früchte, Brot (die haben hier eine Bäckerei), Yoghurt und Gaterade. Als besonderes Leckerli kaufe ich mir eine Pizzaschnitte, ich freue mich schon jetzt aufs essen!
Nach 35km komme ich an einem Restaurant vorbei und esse das legendäre Outmeal. Das ist Haferbrei mit Rosinen. Dieses Superessen werde ich mir für die weitere Reise mit Sicherheit kaufen.
Danach bin ich in ein richtiges Fieber gekommen, ca 25km/h über eine lange Zeit, hohe Trittfrequenz, keine Schmerzen, die Kilometer fliegen vorbei, eine Freude.
Dann die Pizzaschnitte…kann ich nicht beschreiben, ein riesen Genuss. Um 22:00h komme ich auf dem Zeltplatz an. Die letzten 30km waren eine Qual, dauernd hoch und wieder runter, ich bin fertig, erledigt, game over.
26. Juni 2015 Whitehorse Robert Service Campground
Der Schlaf bis 08:00h hat gut getan. Ich merke die Anstrengung aber sehr deutlich. Ja 20 war mal, jetzt 36, graue Haare und Muskelkater. Ich habe Zeit und mache mir Kaffee. Mein Vis-a-Vis Nachbar sitzt auf dem Bank neben seinem Zelt und sieht dabei weder fit noch besonders zufrieden aus. Lustig, er hat dieselbe Jacke wie ich. Ich rufe ob er auch einen Kaffee haben möchte, den Brenner habe ich ja eh schon in Betrieb. Er lässt es sich nicht zweimal sagen, sitzt ab und fragt sehr schnell woher ich bin. Standardfrage, Standardantwort, from Switzerland.
Jo wohär i de Schwitz die Antwort auf Buredütsch. Us Luzärn! Ech au, ech be de Beat. Jetzt reise ich an das andere Ende der Welt und treffe einen Luzerner. Seine schlechte Laune ist auch schnell aufgeklärt. Ech ha Buchweh, ergend öpis schlächts gässe. Muess warte ond uskuriere.
Es stellt sich heraus, das Beat für mich eine super Informationsquelle ist. Seit 3 Jahren radelt er um die Welt. Der weiss bescheid, er ist der Master-Tourenfahrer, der Weise, der Erfahrene. Ganz wichtig, welches Essen kauft er ein:
– Teigwaren und verschiedene Fertigsaucen
– Gusgus
– Reis, aber schon vorgekocht
– Käse
– Landjäger, Trockenfleisch, Salami
– Outmeal (Haferbrei)
– Dörrfrüchte
– Etwas wie Isostar in Pulverform
– Energyriegel
– Brot
– Schokolade
Ganz wichtig, nicht immer Teigwaren machen, Abwechslung ist wichtig, wenn dir die Teigwaren verleiden, dann gute Nacht. Ich kaufe also entsprechend ein + ein Sixpack Bier als Dankeschön.
Beim Bier am Abend erzählt er von seiner Reise. Afrika, Neuseeland, Südamerika, Asien und jetzt noch Kanada und die USA. Der Mann lebt nun 3 Jahre lang mit dem Allernötigsten, dem Minimum.
Ich werde nachdenklich, der Mann ist ein grosses Vorbild für mich, dieses Pure-Leben, das Glück auf anderen Pfaden zu suchen, ein Abenteurer, ein Entdecker, ein Reisender.

27. Juni 2015 Whitehorse
Beat’s Magen hat sich wieder beruhigt und er hat den Zeltplatz um halb neun verlassen. Ich habe mir heute das restliche Proviant gekauft und das Velo geputzt. Mein ganzes Essen hat nicht im Bärensicheren Container platz. Bis jetzt habe ich eine Ortliebtasche mit Essen gefüllt und neben den Container gelegt in einigem Abstand zum Zelt. Wie sagt man so schön, die Dummen haben immer Glück. Das Essen hängt man in einem Sack an einen Baumast, dass die Nager nichts kriegen. Die fressen sich glatt durch die Ortliebtasche und schlagen sich den Bauch voll. Mit Nager meine ich die Eichhörnchen die sie hier haben. Sie sehen herzig aus, sind es aber nicht. Hinterlistige, hungrige, freche, nervige, pelzige Nager sind es. Tja, ich habe meine Schätze jetzt auf jeden Fall in luftige Höhen gehievt, wäre ich ein Pfadfinder wäre der Knoten auch etwas besser.

Soll niemand sagen ich sei nicht an Kultur interessiert. Ich habe später ein solches Festival besucht, Thema waren die Indianer. Ich hab mir also die lokale Musik angehört. Als sie dann angefangen haben diese indianischen Tänze vorzutragen bin ich an die Sonne geflohen und fand Käffele noch eine gute Idee. Diesen Plan habe ich mit Erfolg umgesetzt und genossen. Die Bar für das Samstag Abend Bier ist mir dabei quasi vor die Füsse gefallen.
Ich melde mich also ab und bin für die nächsten zwei Stunden in der Bar mit dem klingenden Namen Dirty Northern Bastard.
Leider ein bisschen zu spät in der Bar aufgekreuzt. Der Singer und Songwriter spielte noch ein Lied, danach Konservenmusik. An der Bar habe ich mich mit Hal unterhalten, einem pensionierten American Airlines Pilot. Er hat ein eigenes Flugzeug, transportiert Güter oder fliegt mit Touristen Rundflüge. Interessantes Detail, er kann das Flugzeug mit Schwimmern ausrüsten und voila ein Wasserflugzeug.
Das Flugzeug hat er selber wieder in Stand gesetzt. Bevor er Pilot wurde, hat er als Aircraft Technician gearbeitet. Deshalb kann er diese Arbeiten selber ausführen. Ich hätte gerne noch länger mit ihm geplaudert, aber er musste ins Bett weil er am nächsten Tag nach Anchorage fliegt. Kurz danach habe ich die Bar auch velassen.
28. Juni 2015 Whitehorse
Was steht denn heute auf dem Programm. Genau, Berichte auf die Webseite stellen und die Fahrradkette wechseln. Benzin für den Brenner nachfüllen und die Zivilisation noch ein bisschen geniessen. Freue mich morgen weiterzufahren, soweit ich das Beurteilen kann, habe ich mich sehr gut erholt.

Kann ja gar nicht sein das da immer blauer Himmel ist. Ich will mal ein Bild mit richtig viel Regen, dunklen Wolken, angsteinflösende Blitze und einem richtig durchnässten, frierenden und fluchenden Otte sehen ;-). Grüsse aus dem regnerischen Boston
LikeLike